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Jacqueline Cavegn ist mit ihren Kunden stets herrlich ehrlich. FOTO NADIA KOHLER

Die ehrlichste Verkäuferin der Stadt

Wer durch die Churer Obergasse schlendert, kommt irgendwann zwangsläufig am Geschäft von Jacqueline Cavegn vorbei. Egal ob vor der Türe oder erst beim Eintreten - Jackie, wie sie von ihren Freunden und Bekannten genannt wird -, begrüsst einen in ihrem Geschäft «Laki mi» stets mit ihrer rustikalen und sympathischen Art. 

Sie ist nicht der Typ Mensch, der einem Honig ums Maul schmiert, um die Verkaufszahlen zu verbessern. Sie ist herrlich ehrlich. So erklärt sie auch mal mit nüchterner Stimme und ohne Umschweife, dass das Shirt oder die Hose so gar nicht sitzt. Sie ist nicht die klassische Verkäuferin, die einem die Einkaufstaschen möglichst prall vollstopfen möchte. Wer bei Jackie einkauft, fühlt sich vielmehr wie im eigenen Wohnzimmer. 

Die 49-Jährige schenkt Kaffee aus, nimmt sich Zeit für ihre Kunden und sorgt am Abend in ihrem Geschäft für gute Unterhaltung. Egal ob Poetry Slam, Konzert oder Lesung – «Laki mi» ist mehr als nur ein Kleider- und Lifestyle-Geschäft. Jackie will ihren Kunden ein positives Gefühl vermitteln. «Ich verlange nichts für die Kulturanlässe. Die Menschen sollen den Laden danach mit einem positiven Gefühl verlassen und im Optimalfall kommen sie dann zurück, weil sie sich daran erinnern», erklärt die gelernte Konditorin. 

Vom Lädali-Sterben will sie nichts mehr hören. «Ich weiss nicht was andere machen, aber bei mir läuft es gut.» Weshalb genau kann sie nicht sagen, aber die kostenlosen Kulturanlässe und die ehrliche Meinung, welche sie ihren Kunden gegenüber äussert, würden natürlich zum Konzept gehören. «Was bringt es mir, wenn eine Kundin mit einem unpassenden Shirt nach Hause geht. Nicht nur sie, sondern auch ihre Freunde würden kein zweites Mal den Weg in den ‘Laki mi’ finden.»

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Bei Jackie bekommt man stets ein ehrliches Feedback. FOTO NADIA KOHLER

Der Name ihres Geschäfts kommt daher auch nicht von ungefähr. «Laki mi» ist phonetisch und steht für «Lucky me», wie sie mir zwischen Verkaufsgespräch, Kaffee ausschenken und Interview erzählt. «Ich bin ein Glückskind. Es passiert mir so viel Gutes!», betont die 49-Jährige und fügt hinzu: «Wenn am Boden ein 2-Franken-Stück liegt, dann bin bestimmt ich diejenige, die es findet.»

Von Cumbel nach Seattle und Schaffhausen

Angefangen hat die Geschichte des Glückskinds in Cumbel im Bündner Oberland. Mit 20 Jahren entscheidet sie sich für einen sechsmonatigen Aufenthalt in Seattle. Als Au-pair lebt sie bei einer amerikanischen Familie mit einem grossen Hang zu Fast Food. Cavegn fängt an für die Familie zu kochen und findet damit ihre Passion. Sie will Köchin werden. 

Zurück in der Schweiz geht es für ein Praktikum ins Tessin. Dort wird sie in der Hotelküche des Giardino in die Patisserie eingeteilt. «Mein Chef sah aus wie Mike Tyson. Ein super Typ.» Der Traumberuf Köchin wird nun durch Konditorin ersetzt. Es folgt eine Lehre in Schaffhausen, bevor sie für ein paar Monate in Chur in der Schoggifabrik arbeitet. 

Als sie die Stellenausschreibung von Radio Grischa entdeckt, ist ihre Karriere in der Backstube aber jäh beendet. Die Arbeit in der Backstube gefiel der Bündner Oberländerin stets sehr gut und auch heute liebe sie Süssigkeiten immer noch sehr. «Ich esse täglich mindestens eine Tafel Schokolade oder Kekse». Damals steht für sie aber fest: Sie will Moderatorin werden! «Ich habe meine Bewerbung von Hand geschrieben. Es sah fürchterlich aus», erklärt sie lachend. «Würde ich heute eine solche Bewerbung erhalten, würde ich denken ‘Dia kasch nit brucha’.»

 

Die Chefetage beim Radiosender sah dies wohl etwas anders und stellte Jackie 1996 als Moderatorin ein. Es war ein Sprung ins kalte Wasser. Keine Stimmausbildung, kaum eine Ausbildung, einfach mal drauflos. «Es war fürchterlich», erinnert sich Jackie lachend und gleichzeitig kopfschüttelnd zurück. Sie durfte nach kurzer Zeit bereits zwischen 22 und 23 Uhr über den Sender. 

Die Reaktion auf sie und ihre neuen Kollegen blieb nicht lange aus. «Die Hörer haben sich beschwert, ob wir eigentlich nicht ‘ganz putzt sind’.» Die Lernkurve dürfte aber da gewesen sein, schliesslich durfte Jackie einige Jahre bei Grischa über den Äther und erlangte gar unfreiwillig Berühmtheit auf einer Platte der deutschen Hip-Hop-Gruppe «Fettes Brot». Bei einem Interview-Termin in Laax zeichnet nämlich nicht nur Jackie das Interview auf, sondern auch die Jungs von «Fettes Brot», wie sie in einem Interview mit «suedostschweiz.ch» einst erzählte. 
 

Fettes Brot und Jackies Interviewfrage. QUELLE YOUTUBE

Doch nach ein paar Jahren war Schluss für die rebellische Moderatorin, die den Musikchef mit der eigenen Songauswahl in den Wahnsinn trieb. Sie kündete ihren Job. 


Nachdem ihr die Anmeldung auf dem Arbeitslosenamt nach einem kurzen Gespräch mit dem damaligen Chef dann doch zu kompliziert ist, startet Jackie als Geschäftsfrau durch. Die eine oder andere unter euch mag sich vielleicht noch an den Secondhand-Laden «Fizzen» erinnern. Mit diesem Geschäft hat alles angefangen. Nachdem Secondhand irgendwann nicht mehr hip war, eröffnete Jacky vor zehn Jahren ihr heutiges Geschäft «Laki mi». 

Konzerte organisieren

Wie lange sie dort noch stehen wird, ist noch unklar. «So lange es mir Spass macht, werde ich weitermachen. Allerdings würde ich auch gerne mit sechzig in Pension gehen», erklärt sie lachend. Langweilig würde es ihr aber auch dann nicht werden. «Ich hätte gerne so viel Geld, dass ich coole Sachen machen kann.» Dazu gehört unter anderem das Organisieren von Konzerten.

Vorläufig ist Jackie aber in ihrem Laden anzutreffen und möchte - wie sie sagt - einfach glücklich sein und ihrem Umfeld Glück bringen. 
 

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Carol Bernhard, die Macherin

Mit 28 Jahren ist Carol Bernhard eine erfolgreiche Geschäftsfrau und erfüllt sich ihre Träume. Das neuste Projekt hat die Boutique-Besitzerin bereits in Planung - dafür trennt sie sich gar von ihrem jetzigen Job. 

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